Terra Anima Blog
Neuigkeiten und Erkenntnisse aus der Kompostwelt
Tiny Forest
Tiny Forest „Mikrowald“
An die heißen Sommer 2014, 2015, 2018 und 2019 können sich viele noch gut erinnern. In den 50er Jahren gab es im Durchschnitt nur 3 Tage im Sommer mit über 30 Grad Celsius. Heute sind es im Schnitt bereits 9 Tage. In Dresden waren es 2019 ganze 28 Tage mit einer Tageshöchsttemperatur von 30 bis 37 Grad.
Besonders betroffen sind Großstädte. Durch die dichte Bebauung und die Flächen mit Beton und Asphalt bleibt die Temperatur auch nachts vergleichsweise hoch. Der Temperaturunterschied zum ländlichen Raum beträgt bis zu 10 °C.
Die Idee des japanischen Biologen Akira Mijawaki ist in urbanen Räumen auf kleinen Flächen möglichst vielfältige, schnell wachsende und sich selbst erhaltende Habitate anzulegen. Das Ziel ist damit einen Beitrag zum Erhalt der Arten, der Verbesserung der Luftqualität, der Temperatursenkung, sowie der Wasserhaltekapazität des Bodens zu leisten.
Bei einem „Tiny Forest Projekt“ in Darmstadt wurden 633 Bäume auf einer Fläche von 200 Quadratmeter gepflanzt. Insgesamt 27 verschiedene Arten, darunter Linden, Elsbeeren, Stieleichen, Eiben, Rotbuchen, Hainbuchen und Vogelkirschen. Um den inneren Bereich mit den Hauptbaumarten wird ein Kreis von Nebenbaumarten gepflanzt, um die herum dann ein Ring aus schnell wachsenden Sträuchern wie Ginster, Haselnuss oder Rosen. In kurzer Zeit wird so ein möglichst strukturreiches, dem Standort angepasstes Waldökosystem erschaffen.
Durch die hohe Pflanzdichte – der Abstand zwischen den Bäumen beträgt nur 40 cm – steigt der Konkurrenzdruck innerhalb des Systems. Gekoppelt mit den geschaffenen Bodenvoraussetzungen wird eine natürliche Waldgesellschaft statt in 200 Jahren bereits innerhalb von 25 bis 30 Jahren erreicht. Die Phase der Sträucher, Gräser und Pionierbäume wird übersprungen.
Der Boden muss dafür so beschaffen sein, dass der Sprung in die fertige Waldgesellschaft gelingt und das System sich selbst schnell tragen kann, ohne Bewässerung, Entfernen unerwünschter Pflanzen und ohne Nährstoffzufuhr, was bei einem „Tiny Forest“ bereits nach 2 bis 3 Jahren eintreten soll.
Auch bei diesem Projekt wurde „Terra Preta“ eingesetzt: als Nährstoffakku und Wasserspeicher am Boden des Aushubs. „Terra Preta“ bringt Bäume dazu, möglichst schnell und tief zu wurzeln. Das erhöht die Widerstandskraft des Mikrowaldes.
So entsteht ein kleiner Fleck Grün in der Stadt, dem die Folgen der Klimakrise, wie Trockenheit, Hitze und sinkender Grundwasserspiegel weniger anhaben können.
Weltweit gibt es ca. 3.000 dieser „Tiny Forests“. Über Belgien und die Niederlande, wo es schon über 300 dieser Mikrowälder gibt, kommt die Idee nun nach Deutschland. Wir stehen mit unserer Terra Preta Humuserde bereit.
Tolles Projekt. Wieder mal die Erkenntnis: Alles ein großer Kreislauf und Terra Preta ist dabei. Vielen Dank
Danke für diese großartigen Bemühungen. Ich lasse auch in meinem Garten ähnliche Pflanzengesellschaften entstehen, ohne zu roden oder einzugreifen. Natürlich in sehr kleinem Umfang, aber auch kleine Puzzleteile tragen zum Ganzen bei.
Liebe Grüße.
Ich bin verwundert, dass so viele Bäume auf so geringem Raum überhaupt gut wachsen und sich nicht gegenseitig behindern. Wie kommt das?
Beste Grüße
Liebe Anne,
die Antwort auf Ihre Frage finden Sie hier: https://suzannesimard.com/finding-the-mother-tree-book/?doing_wp_cron=1653974489.3445730209350585937500
Das Buch gibt es leider nicht auf Deutsch, ist aber uneingeschränkt lesenswert.
Die Idee finde ich sehr gut, sie sollte so veröffentlicht werden, daß sie auch das Interesse von Gemeinde- und Stadträte findet die dann entsprechend handeln können.
Ich habe Bereiche in meinem recht großen Garten, wo ich (aus dem Bauchgefühl heraus, dass es einfach nur gut sein kann) versuche ‚aufzuforsten‘. Ich habe vogel- und insektenfreundliche Büsche und Bäume gepflanzt, ohne jedoch vorher etwas mit der Erde zu machen. Ist auch alles angewachsen. Auch wenn es sich nur um ein- oder zweihundert Quadratmeter handelt, wäre doch eine vorherige Einarbeitung von Terra Preta auf der Fläche kaum bezahlbar…?
Gibt es denn Erfahrungen, dass ein Tiny Wood, auch ohne vorherige Bearbeitung und kostspielgie Zusätze im Boden gelingen kann? Irgendwie kriegt die Natur das doch auch hin, oder?
Hallo Andrea,
es gibt noch keine langfristigen Erfahrungen, dafür ist das Thema noch zu jung. Es ist sicherlich richtig, dass die Natur das selbst regulieren kann, jedoch reden wir hier über Jahrzehnte und wenn es um den Humusaufbau geht eher über Jahrhunderte. Daher wird diese Pflanzmaßnahme durch die punktuelle Zugabe von etwas „Terra Preta“ optimiert und beschleunigt. Dadurch bleiben auch die Kosten überschaubar.
Beste Grüße
Horst Wagner
Toller Ansatz, und ich würde ihn gern noch mit der Idee der „Eßbaren Stadt“ verbinden. Wenn man schon pflanzt, warum dann nicht gleicht Obst-oder Nußbäume und Sträucher wie Holunder, Hagebutte, Weißdorn u.ä., die auch kommende Generationen noch beernten können?
Diese Idee mit Bäumen und Sträuchern zum Ernten finde ich sehr gut. Neue Gedanken braucht die Erde.