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Neuigkeiten und Erkenntnisse aus der Kompostwelt

Shinrin-yoku „Waldbaden“

von | 27.03.23 | Allgemein | 8 Kommentare

Aktivierung und Purifikation der Pflanzenkohle

Vom Einatmen der Waldluft.

Es gibt eine Kraft aus der Ewigkeit, und diese ist grün.
(Hildegard von Bingen, 1098 bis 1179)

Eine weitere Verrücktheit, oder doch mal was Sinnvolles? Um was geht es eigentlich?

Hier ist nicht das Baden in einem Waldsee gemeint, sondern im japanischen bedeutet es: „Einatmen der Waldatmosphäre“. Man begibt sich also für einige Stunden in einen Wald, am besten Mischwald, um Spazieren zu gehen, zu Wandern oder einfach nur um an einem schönen Ort zu sitzen. Es geht um das Einatmen der Waldluft.

Wir Menschen kommen aus der Natur, sind Teil der Natur und daher in der Lage mit ihr in Kontakt zu treten. Wie ist das zu verstehen?

Auch Pflanzen kommunizieren, das heißt es findet eine Informationsübertragung statt. Wir alle kennen den Duft der Blüten, der Insekten zur Bestäubung anlocken soll. Wird ein Baum von einem Borkenkäfer angegriffen setzt der Baum Harz ein, um den Angreifer abzuwehren. Die Duftmoleküle des Harzes werden von anderen Bäumen wahrgenommen und sie bereiten sich auf die Abwehr der Käfer vor. Den Geruch der Harzes können auch wir Menschen riechen. Es gibt viele Beispiele wie Pflanzen kommunizieren. Ich kann hier das Buch von Volker Arzt „Kluge Pflanzen“ empfehlen.

Es wurden bisher ca. 2.000 Duftstoff-Vokabeln entschlüsselt, so die Schweizer Biologin und Chemikerin Florianne Koechlin. Das sind überwiegend Terpene, die man auch in ätherischen Pflanzenölen findet. Wir nehmen also verschiedenste Gerüche wahr, wie den Geruch von Blüten, Kräutern oder auch von Humus. Die allermeisten Duftmoleküle nehmen wir jedoch nur unbewusst wahr – und zwar über unser Immunsystem. „Eine der Aufgaben Ihres Immunsystems ist es, Reize aus der Außenwelt einzuschätzen, zu erkennen und darauf zu reagieren. Das können Viren und Bakterien, sowie alle möglichen Substanzen sein. Das Immunsystem ist also die unsichtbare Antenne Ihres Körpers, mit der Sie den Wald betreten.“ (aus: „Der Biophilia Effekt (Heilung aus dem Wald)“ von Clemens Arvay)

Heute ist das „Einatmen der Waldatmosphäre“ in Japan eine offiziell anerkannte Methode zur Vorbeugung von Krankheiten und gegen Krankheiten, sowie zu deren unterstützender Behandlung. Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen belegen die positiven Wirkungen von Shinrin-yoku, die im genannten Buch „Der Biophilia Effekt“ ausführlich beschrieben werden.

In Schweden hat Prof. Roger Ulrich bereits in den 1970er Jahren nachgewiesen, dass Patienten in Krankenhauszimmern mit Blick auf einen Baum schneller genesen und auch weniger Schmerzmittel benötigen, als Patienten mit Blick auf eine Hausmauer. Dieser Erkenntnis wird seit den 1980er Jahren beim Neubau von Krankenhäusern Rechnung getragen.

In einer der vielen japanischen Studien wurden Teilnehmern Blutproben entnommen – und zwar gleich zu Beginn und nach 2 Stunden Aufenthalt im Wald mit folgendem Ergebnis: Die Anzahl natürlicher Killerzellen ihres Immunsystems war deutlich gestiegen und sie waren aktiver. Das Niveau der Anti-Krebs-Proteine, mit denen das Immunsystem Krebserkrankungen vorbeugt bzw. einen Tumor bekämpft war ebenfalls deutlich gestiegen. Andere Studien zeigen Auswirkungen auf den Blutdruck (der sinkt) und Pulsschlag (der sich beruhigt). Der Blutzuckerspiegel von Diabetes mellitus Typ 2 Patienten sinkt bei einem Waldspaziergang signifikant ohne Medikamente.

Es gibt in der Waldluft also Terpene die auf höchst gesundheitsfördernde Weise mit unserem Immunsystem interagieren, also ein Heiltrunk zum Einatmen. Der Gehalt dieser Anti-Krebs-Terpene steigt jetzt im April und Mai stark an und erreicht im August seinen Höhepunkt.

Daher einmal in der Woche mindestens 2 Stunden in den Wald und ca. 2,5 km gehen, besser 4 Stunden und 4 km gehen (Empfehlung Prof. Quing Li, Tokyo).

Ich wünsche Ihnen schöne Stunden im Wald. Atmen Sie tief ein!
Ihr Horst Wagner