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Neuigkeiten und Erkenntnisse aus der Kompostwelt

Mit Pflanzenkohle dem Klimawandel entgegenwirken

von | 24.11.20 | Allgemein | 12 Kommentare

Aktivierung und Purifikation der Pflanzenkohle

Klimaschutz und Pflanzenkohle

Bisher habe ich das Thema Klimawandel im Zusammenhang mit dem Einsatz von Pflanzenkohle noch nicht thematisiert. Die von uns, damit meine ich alle Hersteller und Anwender von Pflanzenkohle, in die Erde gebrachte Menge an Pflanzenkohle erschien mir bisher nicht so relevant zu sein, dass es einen spürbaren Effekt zur CO2-Reduktion hätte beitragen können.

Seit nunmehr 2 Jahren sehe ich immer mehr Anwendungsmöglichkeiten für Pflanzenkohle, immer mehr Anwender und auch eine immer größer werdende Präsenz des Themas in den Medien. Wir waren in diesem Jahr an der Grenze unserer Leistungsmöglichkeiten und arbeiten daher derzeit an der Erweiterung unserer Flächen, Mengen und auch Arbeitskräfte. Es bewegt sich also etwas in die richtige Richtung!

Daher nun doch einige Punkte zum Thema Klimaschutz:

Eine Tonne Pflanzenkohle bindet ca. 2 Tonnen CO2 nachhaltig!

Allein wir haben in den letzten Jahren ca. 3.000 Kunden mit Pflanzenkohle oder pflanzenkohlehaltigen Humuserden (Terra Preta) beliefert. Vom Kleingärtner über Gärtnereien bis zu landwirtschaftlichen Betrieben oder Biogasanlagen.

Geschätzt haben wir so zusammen über 500 Tonnen CO2 langfristig gebunden! Das rettet die Welt noch nicht, ist aber ein Beitrag in die richtige Richtung.

In den letzten 10 Jahren gab es eine rasante Entwicklung von Forschung und Praxisanwendungen zu Pflanzenkohle. 80 % des heute verfügbaren Wissens entstammt aus wissenschaftlichen Arbeiten der letzten 5 Jahre.

Den aktuellen Stand hat „The European Biochar Industry Consortium“ (EBI) jetzt in einem Whitepaper publiziert, das unter www.biochar-industry.com/why abrufbar ist.

Hier ein Auszug:

„Die Brisanz des fortschreitenden Klimawandels nimmt zu und das ist eine wahrhaft schlechte Nachricht.

Weil sich diese Erkenntnis immer mehr durchsetzt, steigt der Handlungsdruck auf Politik und Wirtschaft und so haben sich die Europäische Union aber auch viele Unternehmen zum Ziel gesetzt klimaneutral zu werden. Konzeptionell bedeutet Klimaneutralität, dass in gleichem Maße wie Emissionen verursacht werden, Kohlenstoffsenken (Negativemissionen) geschaffen werden. Die Potenziale für Kohlenstoffsenken sind jedoch begrenzt und ihr Ausbau wird einige Jahre bzw. Jahrzehnte in Anspruch nehmen. Da zudem der CO2-Gehalt in der Atmosphäre bereits zu hoch ist, ist es zur Erreichung von Klimaneutralität zwingend erforderlich, Emissionen kompromisslos und schnell zu senken.
Technologisch haben wir alle Lösungen in der Hand, um in industrialisierten Wirtschaftsräumen innerhalb von 15 – 20 Jahren die Emissionen um 90 – 95% zu reduzieren. Doch zur Eindämmung der Klimakrise ist die Emissionsreduktion allein nicht mehr ausreichend. Parallel zur Emissionsreduktion muss jetzt damit begonnen werden, die vorhandenen Lösungsoptionen zur Schaffung von Kohlenstoffsenken auszubauen und weiter zu entwickeln. Die Größenordnungen sind gewaltig: Für die Klimaneutralität der Europäischen Union muss bis ins Jahr 2050 das jährlich zu schaffende Senkenvolumen auf mindestens 850 Mio. t CO2 anwachsen.

Die drei Lösungen Aufforstung/Wiederaufforstung, Pflanzenkohle/Biomasse-Pyrolyse und Aufbau bodenorganischer Substanz lassen sich kurz- und mittelfristig umsetzen und es gibt keinen Grund mit einem zügigen Ausbau zu warten. Für sie gelten, dass sie kurzfristig ein relevantes Volumen ermöglichen, dass sie kosteneffizient sind, da sie außer Kosten auch noch einen Zusatz- bzw. Hauptnutzen haben, und dass sie bei guter Umsetzungspraxis nicht negative, sondern überwiegend klar positive Auswirkungen auf die Ökosysteme haben.

Pflanzenkohle/Biomasse-Pyrolyse ist somit eine Schlüsseltechnologie für die Rettung des Klimas. Pflanzenkohle wurde in den letzten Jahren intensiv beforscht. Eine Vielzahl von Anwendungserfahrungen und unzählige wissenschaftliche Publikationen belegen heute, dass Pflanzenkohle neben dem direkten Klimanutzen als Kohlenstoffsenke in der Landwirtschaft vielfältig gewinnbringend und nutzenstiftend Einsatz finden kann. Mit Pflanzenkohle ist es möglich, Ertragssteigerungen zu realisieren, Humusaufbau zu fördern, die Wasserspeicherfähigkeit von Böden und damit die Trockenresistenz zu erhöhen und Treibhausgasemissionen wie Methan und Lachgas sowie Nitratauswaschungen zu reduzieren. Damit Kohlenstoffsenken im notwendigen Umfang geschaffen werden, braucht es eine Kohlenstoffsenken-Ökonomie mit entsprechenden finanziellen Anreizen. Entscheidend ist dabei, dass robuste Systeme entwickelt werden, die auditierbar sind, bei denen Doppelzählungen sicher vermieden werden und bei denen die Dauerhaftigkeit der Kohlenstoffsenken und damit die tatsächliche Klimawirkung mit wissenschaftlich fundierten Berechnungsmethoden abgebildet wird.

Die gute Nachricht lautet also: Mit beherztem und zielgerichtetem Handeln ist es möglich, durch Emissionsminderung und den Aufbau von Kohlenstoffsenken eine fundamentale Klimakrise zu verhindern.

Also, los geht’s!“

Bleiben Sie gesund und zuversichtlich!

Ihr Horst Wagner