Terra Anima Blog
Neuigkeiten und Erkenntnisse aus der Kompostwelt
Mit Pflanzenkohle dem Klimawandel entgegenwirken
Klimaschutz und Pflanzenkohle
Bisher habe ich das Thema Klimawandel im Zusammenhang mit dem Einsatz von Pflanzenkohle noch nicht thematisiert. Die von uns, damit meine ich alle Hersteller und Anwender von Pflanzenkohle, in die Erde gebrachte Menge an Pflanzenkohle erschien mir bisher nicht so relevant zu sein, dass es einen spürbaren Effekt zur CO2-Reduktion hätte beitragen können.
Seit nunmehr 2 Jahren sehe ich immer mehr Anwendungsmöglichkeiten für Pflanzenkohle, immer mehr Anwender und auch eine immer größer werdende Präsenz des Themas in den Medien. Wir waren in diesem Jahr an der Grenze unserer Leistungsmöglichkeiten und arbeiten daher derzeit an der Erweiterung unserer Flächen, Mengen und auch Arbeitskräfte. Es bewegt sich also etwas in die richtige Richtung!
Daher nun doch einige Punkte zum Thema Klimaschutz:
Eine Tonne Pflanzenkohle bindet ca. 2 Tonnen CO2 nachhaltig!
Allein wir haben in den letzten Jahren ca. 3.000 Kunden mit Pflanzenkohle oder pflanzenkohlehaltigen Humuserden (Terra Preta) beliefert. Vom Kleingärtner über Gärtnereien bis zu landwirtschaftlichen Betrieben oder Biogasanlagen.
Geschätzt haben wir so zusammen über 500 Tonnen CO2 langfristig gebunden! Das rettet die Welt noch nicht, ist aber ein Beitrag in die richtige Richtung.
In den letzten 10 Jahren gab es eine rasante Entwicklung von Forschung und Praxisanwendungen zu Pflanzenkohle. 80 % des heute verfügbaren Wissens entstammt aus wissenschaftlichen Arbeiten der letzten 5 Jahre.
Den aktuellen Stand hat „The European Biochar Industry Consortium“ (EBI) jetzt in einem Whitepaper publiziert, das unter www.biochar-industry.com/why abrufbar ist.
Hier ein Auszug:
„Die Brisanz des fortschreitenden Klimawandels nimmt zu und das ist eine wahrhaft schlechte Nachricht.
Weil sich diese Erkenntnis immer mehr durchsetzt, steigt der Handlungsdruck auf Politik und Wirtschaft und so haben sich die Europäische Union aber auch viele Unternehmen zum Ziel gesetzt klimaneutral zu werden. Konzeptionell bedeutet Klimaneutralität, dass in gleichem Maße wie Emissionen verursacht werden, Kohlenstoffsenken (Negativemissionen) geschaffen werden. Die Potenziale für Kohlenstoffsenken sind jedoch begrenzt und ihr Ausbau wird einige Jahre bzw. Jahrzehnte in Anspruch nehmen. Da zudem der CO2-Gehalt in der Atmosphäre bereits zu hoch ist, ist es zur Erreichung von Klimaneutralität zwingend erforderlich, Emissionen kompromisslos und schnell zu senken.
Technologisch haben wir alle Lösungen in der Hand, um in industrialisierten Wirtschaftsräumen innerhalb von 15 – 20 Jahren die Emissionen um 90 – 95% zu reduzieren. Doch zur Eindämmung der Klimakrise ist die Emissionsreduktion allein nicht mehr ausreichend. Parallel zur Emissionsreduktion muss jetzt damit begonnen werden, die vorhandenen Lösungsoptionen zur Schaffung von Kohlenstoffsenken auszubauen und weiter zu entwickeln. Die Größenordnungen sind gewaltig: Für die Klimaneutralität der Europäischen Union muss bis ins Jahr 2050 das jährlich zu schaffende Senkenvolumen auf mindestens 850 Mio. t CO2 anwachsen.
Die drei Lösungen Aufforstung/Wiederaufforstung, Pflanzenkohle/Biomasse-Pyrolyse und Aufbau bodenorganischer Substanz lassen sich kurz- und mittelfristig umsetzen und es gibt keinen Grund mit einem zügigen Ausbau zu warten. Für sie gelten, dass sie kurzfristig ein relevantes Volumen ermöglichen, dass sie kosteneffizient sind, da sie außer Kosten auch noch einen Zusatz- bzw. Hauptnutzen haben, und dass sie bei guter Umsetzungspraxis nicht negative, sondern überwiegend klar positive Auswirkungen auf die Ökosysteme haben.
Pflanzenkohle/Biomasse-Pyrolyse ist somit eine Schlüsseltechnologie für die Rettung des Klimas. Pflanzenkohle wurde in den letzten Jahren intensiv beforscht. Eine Vielzahl von Anwendungserfahrungen und unzählige wissenschaftliche Publikationen belegen heute, dass Pflanzenkohle neben dem direkten Klimanutzen als Kohlenstoffsenke in der Landwirtschaft vielfältig gewinnbringend und nutzenstiftend Einsatz finden kann. Mit Pflanzenkohle ist es möglich, Ertragssteigerungen zu realisieren, Humusaufbau zu fördern, die Wasserspeicherfähigkeit von Böden und damit die Trockenresistenz zu erhöhen und Treibhausgasemissionen wie Methan und Lachgas sowie Nitratauswaschungen zu reduzieren. Damit Kohlenstoffsenken im notwendigen Umfang geschaffen werden, braucht es eine Kohlenstoffsenken-Ökonomie mit entsprechenden finanziellen Anreizen. Entscheidend ist dabei, dass robuste Systeme entwickelt werden, die auditierbar sind, bei denen Doppelzählungen sicher vermieden werden und bei denen die Dauerhaftigkeit der Kohlenstoffsenken und damit die tatsächliche Klimawirkung mit wissenschaftlich fundierten Berechnungsmethoden abgebildet wird.
Die gute Nachricht lautet also: Mit beherztem und zielgerichtetem Handeln ist es möglich, durch Emissionsminderung und den Aufbau von Kohlenstoffsenken eine fundamentale Klimakrise zu verhindern.
Also, los geht’s!“
Bleiben Sie gesund und zuversichtlich!
Ihr Horst Wagner
Viele kleine „Beiträge“ im eigenen Garten sind nicht nutzlos. Die Kompostfibel gibt gute Handlungshinweise.
Gerade viele kleine Beitr#ge sind wichtig. Wollen wir warten, bis von oben etwas geschieht? Nutzlos, denn wichtige Umschwünge fanden meist statt, wenn die Basis unten breit genug wurde.(franz. Revolution, frydays 4 future).
Fangen wir an, zu unserem und zu aller Nutzen und für eine
Zukunft die lebenswert ist.
Ein ganz wichtiger Film zum Thema wie der Klimawandel durch gesunde Böden und regenerative Landwirtschaft sogar umgekehrt werden kann, ist „Kiss The Ground“ auf Netflix.
Lieber Herr Wagner,
Ich gehöre zu den Leuten, welche man gelegentlich als *Klimaleugner* bezeichnet.
Wir leugnen nicht den natürlich stattfindenden Klimawandel, sondern den politisch Verordneten.
Allerdings habe ich momentan mit Leuten und Politikern zu tuhen, denen ich die Pfanzenkohle im Rahmen einer Arbeitsgruppe (Natur und Umwelt) in unserer Stadt schmackhaft machen möchte.
Ich selbst stelle momentan in geringen Mengen aus Gartenschnittabfällen, Aktivkohle her, die natürlich noch nicht geimpft ist.
Diesen Leuten fällt natürlich die Arbeit in der Gruppe leichter, wenn meine Argumente die richtige politische Farbe haben. Warum bleiben Sie eigentlich nicht unpolitisch? …zu ungeduldig?
Sie haben doch sicher bemerkt, was passieren kann, wenn Politiker große Projekte wie z.B. den BER angehen…
Viele Grüße
Klaus Simionoff
Lieber Hr. Simionoff,
Hr. Wagner hat rein wissenschaftlich argumentiert. Das hat nichts mit Politik zu tun. Würde unsere Politik die Wissenschat ernst nehmen, hätten wir, in aller Ruhe, unsere Wirtschaft seit spätestens 1990 zu einer dekarbonisierten (denfossilisierten) umbauen können. Da dies nicht geschehen ist, wird es jetzt eng und hektisch. Das ist selbstverschuldet und gesellschaftlich/politisches Versagen. Wie heute jemand noch den menschengemachten Klimawandel, sprich die Klimakrise leugnen kann, ist mir unverständlich. Die Veränderung am Klima durch den Menschen wurden schon in den 1970er Jahren treffen vorhergesagt. Hätte der Mensch keinen Einfluss, wären die damaligen Rechenmodelle unbrauchbar um unsere heutige Situation zu beschreiben. Dies ist aber nicht der Fall. Dies kann man sehr kompakt auf heise.de im Artikel „Klimaerwärmung: Auch jahrzehntealte Modelle stimmten größtenteils“ nachlesen.
MfG
Jan
Mir ist schon bewußt, daß der Klimawandel allein mit Negativemission nicht aufzuhalten ist. Aber schon die zwei
positiven Aspekte CO2-Reduzierung und Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit in der ökologischen Landwirtschaft
sind ein kleiner Schritt zum Ziel „Klimawandel“. Frei nach der zum Thema passenden Devise „Kleinvieh macht
auch Mist“.
Hallo Herr Wagner,
für nächstes Frühjahr habe ich mir vorgenommen meinen trockenen kargen Familienwaldboden wieder neu zu begrünen. Da eine Grasschicht doch besser ist um die Feuchtigkeit im Boden zu halten. daher werde ich mit Erbsen und Bohnen die durchlüftung des Bodens fördern, um im gleichen Zuge die Aufforstung mit Mischwald zu beschläunigen. Ich bin gespannt ob so wieder mehr Bäume wachsen und das lokale Klima verbessert wird. Gibt es da noch etwas um bessere Ergebnisse zu erziehen? Außer der Pflanzkohle von derich wohl eine größere Menge bräuchte.
Mit den Besten Grüßen
Kai-Uwe Heim
Luzerner (Medicago sativa) ist mehrjärig und nicht zu tief geschnitten als Futter genutzt werden. Mulchen, das machen die Bäume aber dann auch selbst (Boden bedeckt halten). Auf keinen Fall Lupinen sähen , da sich diese sonst in der Wild vermehren.
Hallo Herr Heim,
ich stehe in Kontakt mit mehreren Personen, die mit unserer Humuserde und auch mit einer, von mir erdachten, neuen Erdmischung Versuche mit den unterschiedlichsten Baumarten machen. Die Beobachtungen aus diesem Jahr waren sehr erfolgversprechend., aber wir stehen erst am Anfang. Eine Erkenntnis ist die Beobachtung, dass Kompost/Pflanzenkohle-Mischungen effektiver sind als das Einbringen von reiner Pflanzenkohle. Meine Versuche haben auch gezeigt, dass Wurzeln die Schichten mit biologisch aktiver Pflanzenkohle besser und schneller durchwachsen als mit unbehandelter PK. Auf jeden Fall sehen wir eine bessere Wasserhaltefähigkeit und ein besseres Wachstum als die Referenzpflanzen. Wir sollten mal telefonieren.
Eine Tonne Pflanzenkohle bindet zwei Tonnen CO2. Schön und gut-aber wieviel CO2 muss man bei der Herstellung von einer Tonne Pflanzenkohle in die Luft pusten? Und was bleibt dann unter dem Strich an nachhaltig gebundenem CO2 übrig? Bitte mehr Zahlen…
Hallo Herr McGreight,
bei der Herstellung von Pflanzenkohle mittels Pyrolyse entstehen fast keine klimaschädlichen Gase. Das Thema ist jedoch nicht so einfach. Es gibt darüber mittlerweile hunderte Studien, wie die oben angesprochene ( http://www.biochar-industry.com/why). Oder den Abschlußbericht des TerraBoGa-Projekts in Berlin. Weitere Informationen gibt es über den Fachverband Pflanzenkohle. Insgesammt stehen derzeit nach meinem Kenntnisstand zum Thema Terra Preta ca. 9000 Studien zur Verfügung.
Was bleibt nachhaltig übrig?
Selbstredend wird bei der Pyrolyse der Kohlenstoff des verwendeten Guts nicht vollständig in Pflanzenkohle überführt, es entsteht auch Kohlendioxid. Selbstverständlich bleibt die in den Boden verbrachte Pflanzenkohle dort nicht zu 100 Prozent erhalten, sondern es findet auch da ein Abbau statt, der aber mit Alterung der Pflanzenkohle exponentiell abnimmt. Der Großteil liegt dann stabil im Boden.
Die Bilanz muss man anders aufziehen: Das organische Gut, das man zur Pyrolyse verwendet, würde anderenfalls früher oder später vollständig mineralisiert, was dann einer weitgehenden bis vollständigen Überführung des Kohlenstoffs in Kohlendioxid bedeutet. Wenn man in seinen Garten Mist eingräbt, ist von diesem nach spätestens zwei, drei Jahren nichts mehr zu sehen. Bei Holz dauert es etwas, aber nicht entscheidend viel länger.
Spuren von menschengemachter Holzkohle und mehr als Spuren findet man vielerorts, auch in unseren Breiten.