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Herbstfärbung

von | 23.10.23 | Allgemein | 1 Kommentar

Aktivierung und Purifikation der Pflanzenkohle

Herbstfärbung

Die Bäume bereiten sich auf die kalte und wasserarme Jahreszeit vor. Durch die abnehmende Tageszeit und die sinkenden Temperaturen beginnt ein durch Hormone gesteuerter Alterungsprozess in den Blättern. Das Chlorophyll wird nicht mehr gebraucht, weil die Photosynthese bei abnehmenden Licht zurückgefahren wird. Jetzt werden Nährstoffe in den Blättern (wie Phosphor, Stickstoff, Eisen und Kalium) abgebaut und in lebende Stamm- und Wurzelbereiche verlagert. Durch den Abbau des grünen Chlorophylls kommen dann andere Farbpigmente zum Tragen: Carotinoide (gelb, orange, rot), Xanthophylle (gelb) und Anthocyane (rot, violett, blau).

Chlorophyll ist für die Pflanze wichtig und wird deshalb zerlegt und eingelagert. Die übrigen Pigmente sind nicht so wichtig und werden abgeworfen. Dies ist eine Anpassung an die winterliche Trockenheit. Über die Blätter verdunsten Bäume große Mengen des über die Wurzeln aufgenommenen Wassers, das im Winter nicht zur Verfügung steht. Mit dieser Schutzmaßnahme wird also das Vertrocknen des Baumes über den Winter verhindert. Nachdem die Nährstoffe abtransportiert wurden, bildet sich im Blattstiel ein Trenngewebe, dass eine Sollbruchstelle bildet und die Blattansatzstelle vor Pilzen und Bakterien schützt. Das Blatt wird also nicht vom Herbststurm abgerissen, sondern vom Baum kontrolliert abgeworfen.

Die kahlen Bäume halten so der Schneelast besser Stand. Dieser Laubfall ist natürlich auch das Grundmaterial für eine Humusschicht, die durch die natürliche Rotte entsteht und somit auch als Nahrung für viele Lebewesen – von Bakterien über Pilze bis zu Insekten – dient.

In den letzten beiden Wochen habe ich auf meinem Gelände Laubfall bei Ahornbäumen beobachtet. Diese Laub war jedoch grün! Dies ist auf andere Umwelteinflüsse, wie z. B. längere Hitzeperioden oder Trockenheit im Sommer zurückzuführen. Die Blätter verwelken aufgrund der Trockenheit. Damit fehlt dem Baum die Möglichkeit die Nährstoffe einzulagern und die geschwächten Bäume sind anfälliger für Pilzbefall oder Schadinsekten.

Übrigens verfärben sich die Blätter von Holunder, Erle und Esche nicht. Auch Nadelbäume werfen ihre Blätter/Nadeln regelmäßig ab, aber nicht im Herbst (außer Lärchen), sondern kontinuierlich übers Jahr. So bleiben Kiefernnadeln etwa 5 Jahre, Fichtennadeln etwa 7 Jahre und Tannennadeln bis zu 11 Jahre am Zweig.

In diesem Zusammenhang empfehle ich einen Besuch des Forstbotanischen Gartens der TU Dresden in Tharandt. Er wurde bereits 1811 von Heinrich Cotta begründet und zählt zu den ältesten wissenschaftlichen Gehölzsammlungen der Welt. Besonders sehenswert ist das Nordamerika-Quartier mit seiner jetzt einsetzenden Farbenpracht (Indian summer).
Informationen über: info.forstpark.de
Der Eintritt ist kostenlos und geöffnet ist noch bis 31. Oktober.