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Zuversicht

von | 15.11.23 | Allgemein | 7 Kommentare

Aktivierung und Purifikation der Pflanzenkohle

Zuversicht, Optimismus, Hoffnung

In den 1970er Jahren radelte ich mit meinen Freunden in den Nachbarort zur Schule. Treffpunkt war die Kocherbrücke. Der Kocher mit einer Länge von ca. 170 km ist der zweitgrößte Nebenfluss des Neckars. Ich erinnere mich auch noch gut an die Schaumkronen auf dem Flüsschen. Flussaufwärts lag die Stadt Aalen mit entsprechenden Industriegebieten, eine Papierfabrik, eine Textilfärberei und natürlich Landwirtschaft. Seit Jahrhunderten siedeln Menschen an Flüssen und nutzen das fließende Wasser zur Entsorgung der Abwässer. Die Schaumkronen auf dem Kocher entstanden damals durch den Eintrag von Wasch- und Reinigungsmitteln, die durch das Abwasser der Färberei in allen möglichen Farben auftraten.

Zwar waren die biologisch nicht abbaubaren Detergentien, das sind waschaktive Stoffe, wie z.B. Tenside, bereits 1962 in der BRD verboten worden, aber der Phosphatgehalt der Waschmittel und der phosphathaltige Dünger der Landwirtschaft erzeugten diesen Schaum.

Der Fluss war biologisch tot.

Nachdem bei einem immer größeren Teil der Bevölkerung ein Bewusstsein für diese Problematik entstand und man natürlich auch wusste, dass Krankheitskeime, Bakterien und Gifte die Menschen schädigen, sucht man nach Lösungen. Eine Lösung waren Kläranlagen mit deren Bau bereits in der 1960er Jahren begonnen wurde. Heute, ein halbes Jahrhundert später, sind diese Zustände nicht mehr vorstellbar. Viele Bach- und Flussabschnitte wurden renaturiert, die Wasserqualität hat sich verbessert und einige Fischbestände haben sich erholt.

Auf den ersten Blick also eine Erfolgsgeschichte!

Daher der zweite Blick:
Die Binnengewässer in Mitteleuropa machten drei grundlegende Veränderungen in ihrer Natur mit. Die erste war die strukturelle Vereinheitlichung durch Begradigung und Kanalisierung, die die Flüsse auch größtenteils ihre Auen kostete.

Die zweite Veränderung brachte der Aufstau mit sich, der aus viele Flüssen ganze Ketten von Stauseen machte.

Die dritte große Änderung verursachte der Entzug organischer Reststoffe aus dem Abwasser durch die Kläranlagen. Diese Reststoffe sind Blätter oder pflanzliche Stoffe die ursprünglich aus den Auen stammen und Nahrungsgrundlage für Kleintiere, Muscheln und Fische war. Sie existieren nicht mehr.

Ein weiteres ungelöstes Problem ist der hohe Gehalt an Hormonen und Arzneimittelrückständen in unserem Abwasser, den die Kläranlagen nicht ausfiltern können.

Es gibt also noch viel zu tun, aber ich bin zuversichtlich. „Wir müssen nichts radikal verändern, sondern einfach nur mehr von den positiven Dingen tun, die wir ohnehin schon tun.“ (Vince Ebert).

Die Zuversicht ist übrigens der Optimismus des Tätigen, der aktiv versucht, die Dinge in die nach bestem Wissen und Gewissen für richtig erkannte Richtung zu lenken. Erst aktive Mitarbeit an der Lösung von Problemen führt zu umfassendem Problembewusstsein und nur das taugt als solide Grundlage für Hoffnung.

Wir brauchen mehr Offenheit und mehr Optimismus, um die Probleme der Zukunft anzugehen.

In diesem Sinne grüßt Sie Ihr Horst Wagner